Du willst möglichst nachhaltig bauen oder sanieren – Und dafür KfW-Förderung erhalten? Du strebst einen niedrigen Zinssatz an fürs Darlehen, und brauchst das QNG* als Nachweis?
Schön, dass du hier bist. Gerne zeige ich dir, wie du an ein Nachhaltigkeitszertifikat für dein Haus kommst, was du wissen musst und wie sich die Kosten zusammensetzen. Nicht verpassen:
Der QNG-Fahrplan: Schritt für Schritt zum Nachhaltigkeitszertifikat.
In diesem Artikel liest du:
- Mehr über Nachhaltigkeit bei Gebäuden
- Welche Nachhaltigkeitskriterien du erfüllen musst
- Warum ein Nachhaltigkeitszertifikat? 3 echte Vorteile
- Was kostet ein Nachhaltigkeitszertifikat für Gebäude?
- Wie findest du eine Auditorin / einen Auditor?
Obligatorischer Hinweis: Werbung wegen Nennung.
*QNG
QNG steht für „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“. Es ist das neue, staatliche Siegel, das genutzt wird, um gegenüber der KfW (Kreditbank für Wiederaufbau) klar zu machen:
Nachhaltigkeit beim Bauen ist uns wichtig!
Was aber heißt das eigentlich: Nachhaltigkeit beim Bauen oder Sanieren?
Lass uns einige typische Aspekte genauer anschauen:
Energieeffizienz
Nachhaltige Gebäude sollten so konzipiert sein, dass sie möglichst wenig Energie verbrauchen, einschließlich der Nutzung erneuerbarer Energien.
Lies hierzu die Infos für Bauherrinnen zu Photovoltaik (inzwischen ein staatlich vorgegebenes MUSS bei Neubau und Sanierung) und informier dich, ob eine Kleinwindkraftanlage zur Stromproduktion für euch in Frage kommt.
Wassereffizienz
Nachhaltige Gebäude sollten einen effizienten Wassergebrauch und die Einfangen, Ernte und Wiederverwendung von Regenwasser beinhalten.
Ideen zur Regenwassernutzung gibt es ganz wunderbare.
Materialauswahl
Nachhaltige Gebäude sollten Materialien verwenden, die eine geringe Energieeinbettung und eine geringe Umweltbelastung haben.
Sicher weißt du, dass z.B. Lehm genial nachhaltig sein kann. Lies hier weiter zu Lehm für Haus und Wohnung (Anfänger-Tipps).
Innenraumqualität
Ein nachhaltiges Gebäude sollte so konzipiert sein, dass die Gesundheit der Nutzer*innen durch die Verwendung von natürlicher Belüftung, gesunden Materialien und guten Lichtverhältnissen gefördert wird.
Besten Input bekommst du hierzu von Baubiolog*innen. Finde heraus: Was ist Baubiologie?
Den Artikel Raumklima – So wohnst du gesund habe ich für das Magazin BIO geschrieben und habe die Genehmigung, ihn dir hier im Blog zur Verfügung zu stellen.
Standortplanung
Nachhaltige Gebäude sollten so konzipiert sein, dass sie den natürlichen Umweltbedingungen des Standorts entsprechen und die Auswirkungen des Gebäudes auf die Umwelt minimieren.
Abfallmanagement
Nachhaltige Gebäude sollten Strategien beinhalten, um Abfall zu minimieren, wie die Verwendung recycelter Materialien und die Reduzierung des Bauabfalls.
Dafür sensibilisierst du deine*n Architekt*in, Handwerker*innen und andere am Bau Beteiligte. In staatliche Förderung fließt dieser Aspekt leider noch nicht ausreichend ein, aber so laaaaangsam schwappt das Thema endlich rein ins Bewusstsein.
Sei Wegbereiter*in und Pionier*in!
Langlebigkeit
Nachhaltige Gebäude sollten so konzipiert sein, dass sie langlebig sind und den Bedarf an häufigen Reparaturen oder Erneuerungen minimieren.
Anpassungsfähigkeit
Nachhaltige Gebäude sollten so konzipiert sein, dass sie flexibel sind und zukünftige Bedürfnisse und Veränderungen der Funktionen unterstützen können.
Zugänglichkeit
Nachhaltige Gebäude sollten so konzipiert sein, dass sie für Menschen mit Behinderungen und anderen besonderen Bedürfnissen zugänglich sind.
Statt „behindertenfreundlich“ spricht man übrigens besser von „barrierefrei“. Denn niemand IST behindert, sondern jemand WIRD allenfalls behindert.
Gemeinschaftliche Beteiligung
Nachhaltige Gebäude sollten Strategien beinhalten, um die Beteiligung der Gemeinschaft zu fördern.
Was ist gemeint mit „Gemeinschaft“? Alle Akteure, insbesondere die späteren Bewohner*innen und Nutzer*innen des Gebäudes, Eigentümer*innen des Hauses bzw. der einzelnen Wohnungen, aber auch die Nachbarschaft, die Kommune etc.
Welche Nachhaltigkeitskriterien musst du bei DEINEM Haus erfüllen?
Die Aspekte oben sind nur Beispiele. Sie fließen auch nicht alle bzw. in unterschiedlicher Gewichtung in die verschiedenen Systeme ein, mit denen Gebäude bzgl. Nachhaltigkeit bewertet werden.
Falls dir jetzt schon ganz schwindelig ist:
Frag dich NICHT, wie DU das alles bewältigen sollst.
(Völlige Überforderung, meiner Meinung nach.)
Frag dich eher:
Warum solltest du für dein Gebäude ein Nachhaltigkeitszertifikat besorgen?
Da draußen gibt’s eine Menge Leute, die sich aktuell für Nachhaltigkeit interessieren.
- Einige davon meinen es ernst.
- Andere nutzen „Nachhaltigkeit“ für Greenwashing oder rein zu Marketingzwecken.
Du bist hier gelandet, weil dir die Zukunft deiner Kinder, Enkel und aller Menschen auf der Erde WIRKLICH am Herzen liegt? Du willst deine Sachen richtig machen? Dein Gewissen ist dein Navi?
Du meinst es ernst.
Herzlichen Glückwunsch! I love you! 😉
Du bist hier richtig.
Vorteile einer Nachhaltigkeitsbewertung
Drei wichtige Gründe, die FÜR ein Nachhaltigkeitszertifikat sprechen, habe ich hier für dich zusammengestellt. Natürlich gibt es weitere Vorteile.
- Das Bewertungssystem gibt dir eine Struktur. Und damit Klarheit. Schluss mit der Verwirrung.
- Nachhaltige Gebäude erhalten derzeit (noch) tolle Förderungen, z.B. Zuschüsse oder zinsvergünstigte Darlehen, insbesondere bei der KfW. Den Grad der Nachhaltigkeit musst du allerdings nachweisen können, dafür hilft dir ein Nachhaltigkeitszertifikat sehr. Nimm allerdings nicht ein x-beliebiges, sondern entscheide dich bewusst für ein bestimmtes Zertifikat.
- Du profitierst langfristig, weil im Rahmen einer Zertifizierung meist die Lebenszykluskosten betrachtet werden. So kannst du HEUTE schon entscheiden, welche Ausgaben in den nächsten Jahrzehnten auf dich zukommen. Das gibt nicht nur ein gutes Gefühl, sondern auch mehr Sicherheit bzgl. deiner Finanzen in Zukunft.
Was kostet ein Nachhaltigkeitszertifikat für Gebäude?
Okay, und jetzt Butter bei die Fische. So ein Siegel kriegst du natürlich nicht für umme.
Welche Kosten erwarten dich? Insbesondere relevant sind:
- Honorar Auditor*in
- Siegelgebühr
Wer ein Nachhaltigkeitszertifikat fürs Gebäude anstrebt, möchte häufig gerne die QNG-Möglichkeiten bei der KfW nutzen. Also Förderungen und zinsgünstige Darlehen nutzen. Ist bei dir vermutlich auch so.
Jetzt brauchst du jemanden, die/der dir hilft das QNG zu bekommen. Erinnerung: QNG steht für „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ und ist ein STAATLICHES Siegel.
Der Staat regelt genau, wer das QNG bekommt. Bzw. welche Gebäude es bekommen können und welche Anforderungen zu erfüllen sind.
Außerdem regelt der Staat im Rahmen des QNG,
- wer das Siegel vergeben und
- wer den Prozess bis zur Einreichung des Siegelantrags begleiten darf.
Aktuell (Anfang 2023) gibt es in Deutschland vier „Anbieter“ von Nachhaltigkeitszertifikaten, die für das QNG zugelassen sind.
Mein Favorit ist Das Bau-Institut für Ressourceneffizientes und Nachhaltiges Bauen GmbH (BiRN), weil A) einfach richtig gute Leute dahinterstehen und B) das Siegel für dich als Häuslebauer*in kostengünstiger ist.
BiRN arbeitet nach dem BNK-Bewertungssysten, hat dieses vor vielen Jahren im wissenschaftlichen Kontext selbst entwickelt und steht in engem Kontakt zum Ministerium, welches das QNG eingeführt hat.
Das BNK-System ist das richtige für dich, wenn du ein Wohnhaus neu bauen möchtest.
Ausblick: Wie findest du eine*n Autor*in?
Ich selbst bin BNK-Auditorin i.A. – Ich kann und darf dich bei deinem nachhaltigen Neubau begleiten und abschließend den Antrag auf Siegelvergabe einreichen.
Damit hast du auch verstanden, dass du eine zusätzliche Person im Boot haben wirst, die dich unterstützt: eine Auditorin oder einen Auditor.
Die zugelassenen Anbieter von Nachhaltigkeitszertifikaten führen Listen, in denen du die Auditor*innen findest, die nach dem jeweiligen System arbeiten.
Was kostet das Siegel zum Nachweis eines nachhaltigen Hauses?
Damit du verstehst, was gemeint ist:
Das Nachhaltigkeitszertifikat selbst erhältst du, wenn der gesamte Prozess erfolgreich abgeschlossen ist. Du erhältst es in der Regel direkt vom Zertifikat-Anbieter, also z.B. von BiRN (s. oben).
- Die Zertifizierungsgebühr für z.B. ein Einfamilienhaus (EFH) beträgt bei BiRN 595€ plus MwSt.
- Bei der DGNB musst du persönlich anfragen, wenn du eine Preisauskunft möchtest.
- Bei NaWoh habe ich eine Anfrage gestellt und werde hier updaten. (Online ist lediglich zu finden, dass das Schild 220€ kostet.)
- Über Sti-Immo und BNB ebenfalls später mehr.
Hinweis: Die Anforderungen und Regeln ändern sich derzeit rasch. Dieser Artikel liefert dir einen Überblick. Für verbindliche Auskünfte ist eine individuelle Beratung erforderlich. Wende dich dazu an eine Fachperson. Auditor*innen mit QNG-Schwerpunkt findest du am Ende dieses Artikels. Sie sind gute Ansprechpartner*innen für dich.