Holzböden verseifen – so geht’s [nachhaltig, wohngesund, preiswert]

Finde mehr Artikel über nachhaltige Architektur – bauen & wohnen.
Lesezeit:   Minuten

Du hast einen neuen Holzboden und überlegst, wie du ihn beschichten sollst? Oder du willst alte Dielen oder Parkett nach dem Abschleifen neu behandeln, ohne die Oberfläche zu versiegeln? Ökologisch soll’s sein. Schadstofffrei. Und gerne kein Vermögen kosten.

Ich hab hier was für dich.

Als Freie Architektin, Baubiologin (IBN) und NachhaltigkeitsCoach begleite ich meine Kund*innen zu mehr Nachhaltigkeit und positiver Wirkung auf die Welt da draußen.

Wenn wir alt sind, wollen wir mit strahlenden Augen auf unser Leben zurückschauen. Weil wir wissen:

Wir haben das Richtige getan.

Das eigene Zuhause spielt eine Schlüsselrolle:

  • die Finanzierung
  • die Bauweise
  • die verwendeten Materialien
  • die Nutzung/sdauer
  • der Energie- und Ressourcenbedarf
  • etc.

All das sind Möglichkeiten „es richtig zu machen“. Spoiler: Du kannst dich systematisch durch das weite Feld des nachhaltigen Bauens durcharbeiten und Klarheit finden, indem du eins der Bewertungssysteme nutzt. Nebenbei kannst du dir damit staatliche Förderung sichern. Lies weiter im Artikel Nachhaltigkeitszertifizierung fürs Haus.

Zurück zu HIER:

In diesem Artikel zeige ich dir, wie du einen Holzboden verseifst. Oder, Fachjargon: Wie du den Boden mit Marseiller Seife einlässt.

Werbung wegen Nennung.

Warum wir unsere Holzböden nicht ölen oder lackieren

Mein Mann und ich haben ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus übernommen. Wir sanieren es in Etappen und versuchen dabei sehr behutsam passende Lösungen umzusetzen.

So kommen für die Wände z.B. nachwachsende Dämmstoffe, Lehmputze oder Sumpfkalk zum Einsatz. Finde heraus, wie du die Wandgestaltung innen mit ökologischen Materialien anpackst und hol dir Anfänger-Tipps zur Verwendung von Lehm in Haus und Wohnung.

Holzboden lackieren?

Lack kommt für die alten Holzböden daher nicht in Frage.

Außerdem spricht gegen Lack, dass er die Oberfläche stark verschließt. Das Holz kann daher seine positiven, regulierenden Eigenschaften für ein gesundes Innenraumklima nicht mehr einsetzen. Sehr schade, oder?

In meinem Buch übers Plastikreduzieren und Müllvermeiden lernen die Leser*innen ihr Zuhause mit einem anderen Blick zu sehen.

Ganz ehrlich:

Wer will freiwillig in einem Zuhause wohnen,

  • in dem ein Haufen toller Oberflächen hinter einer hauchdünnen Schicht Kunststoff versteckt wird und
  • in dem viele Gegenstände und Möbel bis zu 100% aus Kunststoff bestehen? …

Lackierte Oberflächen können außerdem spröde werden. Wenn das Holz arbeitet, sich also ausdehnt oder zusammenzieht, kommt Lack nicht so gut mit. Es bilden sich Haarrisse.

Lack ist nicht per se eine pflegeleichte, alltagstaugliche Oberfläche! Lackierte Böden müssen sehr wohl vorsichtig behandelt werden, damit der Lack nicht beschädigt wird. Das ist vielen Bauherr*innen leider nicht klar.

Aus all diesen Gründen empfehle ich auch bei Holzfußböden in Neubauten oder nicht-historischen Altbauten keinen Lack als Oberflächenbehandlung.

Holzboden ölen?

Holzböden mit einem Öl einzulassen liegt mir da schon eher.

Die natürlichen Eigenschaften des Holzes bleiben stärker erhalten, es kann z.B. weiterhin Feuchtigkeit aus der Raumluft puffern. Gut fürs Raumklima.

Wichtig, um sich den positiven Effekt bei Bodenöl nicht kaputt zu machen:

  • Achte sehr genau darauf, WELCHES Öl du verwendest!

… damit du nicht am Ende ein Produkt in deine Räume einbringst, die z.B. Bestandteile auf Mineralölbasis oder andere, unerwünschten Stoffe beinhalten.

Gute Produkte findest du im Naturbaustoffhandel (einfach mal googlen) oder online z.B. bei baunativ.

Holzböden verseifen (aka: mit Marseiller Seife einlassen) – Das musst du wissen

Seife wurde früher häufig verwendet, um beispielsweise Holzböden in Gaststätten zu schützen.

Nach dem Aufbringen der ersten Schutzschichten aus Marseiller Seife geht es richtig genial weiter:

Wenn der Holzboden mal wieder gereinigt werden soll, verwendet man einfach wie beim ersten Einlassen eine Lauge aus Marseiller Seife und Wasser.

  • Damit wischt man die Böden oder
  • schrubbt sie mit einer weichen Bürste und wischt mit einem Baumwollwischmopp nach.

Jedes Boden-Putzen ist somit gleichzeitig eine Erneuerung und Auffrischung der Schutzschicht, die auf dem Holz liegt.

Kleine Verletzungen des Holzes werden also direkt wieder geschlossen. Es passiert nicht wie bei einem lackierten Holzboden, dass sich Haarrisse bilden und Feuchtigkeit einzieht.

Klingt super? Ist es auch.

Was du sonst noch wissen musst, bevor du loslegst:

  • Die Entscheidung für eine bestimmte Oberflächenbehandlung sollte immer langfristig getroffen werden. Also: Willst du lackieren, ölen oder verseifen?
  • Verseifte Holzböden glänzen nicht, sondern wirken natürlich matt.
  • Die typische Farbe des Holzes wird beim Verseifen nicht extrem angefeuert, sondern –wie ich finde– angenehm betont.
  • Seife bildet keine so harte Schicht auf dem Holz, wie Lack das tut. Kleine Dellen können etwas leichter entstehen, dafür sind sie leichter auszubessern.
  • Verwende ausschließlich Marseiller Seife nach altem Rezept. Unseren Vorrat habe ich z.B. bei Manufaktum gekauft. Es ist ein großer Block Marseiller Seife (2,5kg), der lange hält.
  • Wenn du sichergehen willst, kannst du auf die Marseiller Seife von der genialen Firma Kreidezeit zurückgreifen. Gibt’s in kleinen und großen Papiertüten und ist bereits geraspelt.
  • Auch, wenn das spätere Wischen des Bodens mit Marseiller Seifenlauge die Patina pflegt und auffrischt, sollten Holzböden generell natürlich nicht ständig feucht gemacht werden. Nass erst recht nicht. Man spricht von „nebelfeucht wischen“ – Bitte für die spätere Alltagspflege diesen Begriff merken.

Anleitung zum Einlassen von Holzböden mit Marseiller Seife

Ich selbst wollte beim ersten Mal Holzboden-Verseifen keine Fehler machen und habe nach einer Anleitung gesucht, der ich vertrauen kann.

Diese fand ich bei Kreidezeit im Produktdatenblatt zu ihrer Marseiller Seife:

„Ca. 20 g Marseiller Seife in 1 Liter kochendem Wasser lösen. Die warme Seifenlösung mit einem geeigneten Pinsel auf den unbehandelten Holzfußboden auftragen, mit einem Schrubber einarbeiten und trocknen lassen. Vorgang ggf. wiederholen bis gewünschtes Ergebnis erreicht ist, bzw. bis die Oberfläche von einem hauchfeinen Seifenfilm überzogen ist. Der Seifenauftrag ist je nach Abnutzung von Zeit zu Zeit zu wiederholen, um ausreichenden Schutz für das Holz zu gewährleisten.“

Es lohnt sich, das Produktdatenblatt vollständig zu lesen.

So verseifst du einen Holzboden

  1. Reinige den Boden gründlich. Zuerst mit einem guten Staubsauger, dann mit einem feuchten (nicht nassen!!) Wischmopp.
  2. Marseiller Seife zerkleinern und in heißem Wasser auflösen (ca. 20g je Liter Wasser). So entsteht die benötigte Marseiller Seifenlauge.
  3. Probe machen: Pinsle etwas Lauge auf ein Stück Verschnitt deines Holzbodens oder auf einen Bereich, der später z.B. unter der Sockelleiste verschwindet.
  4. Lass die Probe trocknen. Gefällt dir das Ergebnis am nächsten Tag? Wenn ja, geht’s weiter:
  5. Erwärme die Lauge nochmal. Sie soll warm sein, nicht kochend heiß.
  6. Nimm eine saubere Bürste (z.B. Schrubber oder Schuhbürste), tauche sie in die Lauge und
  7. arbeite dich in Richtung der Holzfaser über den Boden.
  8. Lass keine Pfützen stehen, sondern verteile diese sofort in Holzfaserrichtung weiter.
  9. Lüfte im Anschluss dauerhaft oder mehrmals, bis der Boden trocken ist und die Raumluftfeuchte sich normalisiert hat.
  10. Bringe am nächsten und am übernächsten Tag jeweils eine weitere Schicht auf.
  11. Fertig!
  12. Vor allem in den ersten Wochen und Monaten nach der Erstbehandlung kannst du immer wieder mal nebelfeucht mit Marseiller Seifenlauge wischen.

Erste-Hilfe: Etwas wurde auf den Boden geschüttet, z.B. Kaffee? Dafür hast du idealerweise ein Glas Marseiller Seifenlauge parat, tauchst ein Baumwolltuch hinein und wischst den Fleck möglichst direkt von Hand weg. Abschließend arbeitest du mit einem zweiten, sauberen Baumwolltuch etwas Lauge in Richtung der Holzfaser über den Bereich. Damit verziehst du die Ränder des Wischflecks, optisch sollte keine grobe Beeinträchtigung übrig bleiben.

Alles klar? Viel Spaß beim Umsetzen!

Übrigens kannst du mich gerne als Architektin und Auditorin für QNG-Zertifizierung beauftragen. Das QNG-Siegel benötigst du, wenn du dir staatliche Förderung sichern willst beim Bau eines nachhaltigen Wohngebäudes (Stand 01/2023).

Herzlichst!

Kerstin

Zum Weiterlesen

>