Wie du dich gegen die elenden Zustände in der Textilien-Branche wehrst

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Inklusive Vor-Ort-Tipps Stuttgart!

In diesem Produkt-Beitrag geht’s um Textilien aller Art, die wir in Alltag und Haushalt benutzen. Da wären zum Beispiel: Klamotten, Handtücher, Bettwäsche, …

Allen gleich sind die leider gängigen, elenden Produktionsbedingungen, aber auch die Auswirkungen auf unseren Körper durch noch in den Textilien befindliche Chemikalien, teilweise Schwermetalle.

Einen Einstieg ins Problem gibt die ARD-Doku „Der H&M-Check“ (2012), der in der ARD-Mediathek und im ARD-Kanal auf youtube zu sehen ist.

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Was nun tun? Welche Lösungen finden wir?

Alle Firmennennungen sind KEINE Auftragswerbung, sondern entstammen meiner persönlichen Erfahrung.

1)   Wenn Neuanschaffungen nötig sind

Auf Zertifizierungen durch unabhängige Institute achten.

Diese erkennt ihr anhand eines Logos. Leider gibt’s davon eine große Anzahl, die als Augenwischerei eingestuft werden kann, also Vorsicht.

Verlassen können wir uns auf die beiden SEHR EMPFEHLENSWERTEN Zertifizierungen Global Organic Textile Standard (GOTS) und NATURTEXTIL BEST, laut „Textil-Fibel 4“ von Greenpeace.

Die Textil-Fibel enthält weitere Empfehlungen, ich habe hier nur die beiden am besten bewerteten Zertifizierungen genannt.

Einkaufen bei Geschäften oder Versandhandeln, die ausschließlich zertifizierte Öko-Ware führen.

Toll ist, dass durch die steigende Nachfrage das Angebot an Anbietern gewachsen und die Preise für Öko-Klamotten & Co. gesunken sind. Seit einiger Zeit machen wir gute Erfahrungen mit Armed Angels, Greenality (Onlinehandel & Laden in Stuttgart), Maas Natur oder auch mit den kleineren Produktpaletten von GreenpeaceMagazin-Warenhaus und BUNDladen.

Weitere Möglichkeiten sind Glore (Onlinehandel & Laden in Stuttgart) oder Hessnatur.

Wirf einen Blick in meine Empfehlungsliste. Sicher findest du einen für deinen Geschmack passenden Anbieter. Viel Freude beim Stöbern!

Einkaufen in Second-Hand-Boutiquen.

In Stuttgart beispielsweise bei Obscür nahe der Königstraße.

Ausschau halten nach Kleidertauschbörsen.

Zum Beispiel über klamottentausch.net

Eigene, nicht mehr benötigte Klamotten mitbringen, abgeben, und im Gegenzug aus dem Sortiment Kleidungsstücke auswählen und mitnehmen.

Auch in Stuttgart gibt es seit Jahren immer wieder solche Events, beispielsweise in der VHS am Rotebühlplatz/Stadtmitte oder veranstaltet durch Greenpeace Stuttgart. Einfach dort mal einen Blick in die Termine werfen.

2)   Altes nicht wegwerfen, sondern upgraden

Textilien einfach nachfärben.

Ausgebleichte, abgenutzte oder verwaschene Hosen, Jacken etc. lassen sich leicht mit einer Packung (Nach)Färbemittel aus Drogeriemarkt oder Bastelladen wieder schick machen. Diese Packungen sind nicht sehr teuer, damit aber nicht zu viel überschüssige Farbe zum Einsatz kommt und später im Abfluss landet, lohnt es sich, MEHRERE Kleidungsstücke, vielleicht auch Kissenbezüge oder ähnliches, mitzufärben.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Angaben auf der Packung übermäßig gut gemeint sind: Man kann gerne mehr Klamotten in den Färbevorgang geben als auf der Packung angegeben. Eine dankbare Sache sind beispielsweise halb oder zu Dreiviertel volle Waschmaschinenladungen mit schwarzen Klamotten.

Unser Sessel hat so drei Farbstufen mitgemacht: Erst war er beige; die ersten Flecken und Abnutzungserscheinungen waren so hartnäckig, dass wir sie hellgrün überdeckt haben; später wurde ein Petrol-Grün-Blau daraus.

Ausbesserungen selbst erledigen oder machen lassen.

Kleine Macken und Löcher lassen sich innerhalb weniger Minuten mit Nadel und Faden reparieren. Vielleicht macht das die Oma, Mama oder jemand anderes aus Bekannten- und Verwandtenkreis auch gerne?

Noch Brauchbare, aber ungenutzte Kleidung weitergeben.

Für Hosen, die nicht mehr passen, Pullis, die nicht mehr gefallen, oder anderes, das einfach schon ewig ungenutzt im Schrank liegt, finden sich sicherlich neue Besitzer.

Kleidertauschbörsen haben den Vorteil, dass man selbst wieder ein oder mehrere neue Kleidungsstücke finden kann. Über Second-Hand-Boutiquen und Flohmärkte kannst du deine Klamotten gegen Kleingeld tauschen. Das funktioniert gelegentlich auch über facebook-Gruppen wie Flohmarkt Stuttgart.

Ganz entspannt funktionieren auch Verschenk-Gruppen wie Free your Stuff Stuttgart, hier holen die Interessenten die Ware einfach bei dir zuhause ab, du hast also keinen großen Aufwand damit.

Oder du schenkst das aussortierte Gut einfach einer Einrichtung, die dafür Verwendung hat, in Stuttgart beispielsweise der Fairkauf von Caritas. Auch die Kleiderkammern der Flüchtlingsunterkünfte benötigen immer wieder Nachschub. Hier werden allerdings oft spezielle Sachen gesucht, man kann meist nicht einfach tütenweise Material abgeben.

3)   Selbermachen

Dass selbstgenähte Kleidung, Wohnungsausstattung etc. nicht pauschal besser ist als Gekauftes, versteht sich von selbst. Aber man spart dadurch einerseits das Verschiffen von Stoffen zu den Orten, wo genäht wird. Andererseits muss für selbst Genähtes keine Näherin ihre Gesundheit für uns aufs Spiel setzen. Darum: Daumen hoch für Selbermacher_innen!

Öko und bio Stoff, Stoffe aus „guten“ Quellen kaufen.

Von Kirsten Brodde, die sich professionell mit Textilien, öko&fair, auseinandersetzt, bekam ich eine tolle Empfehlung: der Stoffladen Siebenblau in Berlin mit umfangreichem Online-Shop. Stoffproben bekommt man auf Wunsch im Vorhinein zugeschickt, das ersetzt das „Anfassen“, das bei Online-Bestellung ja nicht möglich.

Seit einiger Zeit bestelle ich mindestens genau so gerne bei Meterwerk.

Auch Lillestoff führt zertifizierte, hübsche Stoffe. Allerdings muss man genau hingucken, denn es ist ein Mischsortiment mit konventioneller Ware.

In Stuttgart bietet der Stoffladen Stoff-Ideen eine Auswahl an zertifizierten Textilien an, und zwar vom Hersteller C. Pauli.

Mehr hierzu findest du in meinen Empfehlungen.

4)   Weiterführende Infos liefert die Textil-Fibel

Wer mehr erfahren möchte, ist mit der bereits erwähnten Textil-Fibel von GreenpeaceMagazin gut beraten. Sie informiert in sechs Kapiteln prägnant über das, was man als Konsument einfach wissen muss:

  • „Moral und Mode“ mit Ökobilanz, Wer verdient an einer Jeans? etc.
  • „Chemie im Stoff“ von der Vorbehandlung bis zur Konservierung z.B. mit Formaldehyd
  • „Lexikon“ über Natur- und Chemiefasern, Stoffe und Gewebe
  • „Pflege“
  • „Kaufen“ mit den Themen Greenwashing, diverse Öko-Zertifizierungen für Textilien, Allergien, Tipps fürs Einkaufen
  • „Service“-Teil mit unglaublich vielen Bezugsadressen für Ökomode und weiterführende Informationsquellen.

Ich freue mich auf weitere Tipps, Hinweise und Ergänzungen von euch!

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Foto: „Baumwolle“ von Alex Behrens, CC BY-NC-ND 2.0

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