Pilzwiderstandsfähige Rebsorten – für mehr Nachhaltigkeit im Weinbau

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Trinkst du gerne Wein? Ist dir Nachhaltigkeit generell wichtig? Dann habe ich hier einen Aspekt des nachhaltigen Weinbaus für dich: Pilzwiderstandsfähige Rebsorten, kurz PIWIs genannt.

Pestizide werden im Weinbau unter Anderem gegen Pilze eingesetzt. Der Echte und Falsche Mehltau spielt hier eine Rolle. Rebsorten, die gegen diese Pilze eine besondere Resistenz besitzen, werden als PIWI-Rebsorten bezeichnet, also pilzwiderstandsfähige Rebsorten.

Vielen Dank an Dr. Cornelia Wobar von PIWI Deutschland e. V. (Großräschen, Brandenburg), die im Namen des Vorstandes meine Fragen beantwortet.

Zum Weiterlesen empfehle ich dir die Bio-Wein Entscheidungshilfe. Wusstst du, dass es auch eine Wein-SoLaWi gibt?

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Wir wollen nachhaltigen Wein trinken. Sind pilzwiderstandsfähige Rebsorten die Lösung? 

Weine aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (PIWIs) sind enkeltaugliche Weine. Sie schonen die Umwelt, sparen Betriebsmittel wie Pflanzenschutzmittel und Diesel. Dadurch kann der CO2-Fußabdruck verbessert werden.

PIWis vereinen die Widerstandsfähigkeit amerikanischer bzw. asiatischer Reben mit der Aromenvielfalt europäischer Reben. Weintrinker können neue Geschmackswelten entdecken und durch den Einkauf regionaler Winzerweine aus nachhaltig bewirtschafteten Weinbergen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Wie stark kann im Weinbau der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln / Pestiziden durch PiWi-Reben reduziert werden? 

Durch den Anbau von PIWI-Reben können bis zu 80% Pflanzenschutzmittel gegenüber den Weinbau traditioneller Sorten eingespart werden und das unabhängig davon, ob es sich um Bio-Weinbau oder um konventionellen Anbau handelt.

Die PIWI-Trauben haben durch klassische Kreuzungszüchtung (ohne Gentechnik) eine dickere Beerenhaut und sind meist lockerbeerig. Durch diese Physiognomie kann Regen gut ablaufen, die Trauben werden gut durchlüftet und Schaderreger des echten und falschen Mehltaus können sich nicht so leicht einnisten.

Somit werden nicht nur Pflanzenschutzmittel eingespart, es gibt auch weniger Traktorüberfahrten und damit weniger Bodenverdichtung. Damit leisten PIWI-Winzer einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Biodiversität im Weinberg.

Woran erkenne ich als Wein-Käufer*in, ob es sich um PiWi-Wein handelt? 

Reinsortig ausgebaute PIWI-Weine erkennen Verbraucher*innen am Rebsorten-Namen. Wem diese innovativen Rebsorten noch unbekannt sind, kann zuverlässige Informationen zu PIWI-Trauben auf den Webseiten finden bei PIWI international, bei PIWI Deutschland, und auch bei Rebschulen wie Volker Freytag, der zu den PIWI-Pionieren unter den Rebschulen zählt.

Immer mehr Winzer nutzen auch das Rückenetikett der Weinflasche zur Beschreibung des PIWI-Weines und um eine Orientierung zu Geschmack und Eignung der Weine als Essensbegleiter zu geben.

Wo kann ich PiWi-Weine kaufen? 

PIWI-Weine sind am besten erhältlich beim Winzer ab Hof und in Online-Shops, teilweise auch in Hofläden und Vinotheken. Der Einzelhandel hat sich 2021 auch dieser Weine angenommen, da eine verstärkte Nachfrage nach nachhaltig erzeugten Weinen besteht, jedoch ist die Auswahl hier regional sehr unterschiedlich und noch gering.

Interessant ist auch, dass neue Anbaugebiete wie Brandenburg verstärkt auf PIWI-Weine setzen, der PIWI-Flächenanteil liegt hier bei 40%, während er in ganz Deutschland bei ca. 4 % der Anbaufläche liegt. Eine gute Übersicht über prämierte PIWI-Weine und deren Bezugsquellen gibt auch die Website PIWI-Weinpreis / PIWI-Wine Award bei PIWI international. 

Wer steckt hinter PiWi-Deutschland bzw. PiWi-International? 

PIWI Deutschland wurde 2020 als Regionalgruppe von PIWI international gegründet, um die Öffentlichkeit über PIWIs zu informieren und deren Anbau speziell in Deutschland zu fördern.

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt immer mehr an Bedeutung, durch gemeinsame Aktivitäten wie Messen, Weinverkostungen und Weinveranstaltungen zeigen die Mitglieder von PIWI Deutschland, dass PIWI-Weine nicht nur einen Beitrag zu mehr Biodiversität im Weinberg leisten, sondern auch geschmacklich mit Aromenvielfalt und Qualität überzeugen. Die Verbraucher sollen für die Art und Weise, wie Weine erzeugt werden, sensibilisiert werden, dabei kommt dem Anbau von PIWIs eine Schlüsselfunktion zu.

Das PIWI-Netzwerk umfasst Mitglieder aus allen Bereichen der Weinbranche zum Informationsaustausch, zur Weiterentwicklung und zum Wissenstransfer. Der gemeinnützige Verein richtet sich dabei an Winzer, Institutionen, Rebschulen, Weinenthusiasten und Förderer von PIWIs gleichermaßen.

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