CSR-Management: Was ist das? Über Nachhaltigkeit, Unternehmen, Jobs & Reports

Finde mehr Artikel über Nachhaltigkeit im Business.
Lesezeit:   Minuten

Was macht eigentlich eine CSR-Managerin? Was steckt hinter Corporate Social Responsability und wie kann man dadurch mehr Nachhaltigkeit erreichen? CSR-Mangerin Karin Nehls beantwortet uns diese Fragen.

Karin Nehls, Designer for Sustainability & CSR-Managerin (IHK) findest du im Web unter fairgestalt.de – Und jetzt stürzen wir uns direkt ins große Thema CSR.

Was bedeutet „CSR“ Und was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun?

CSR ist die Abkürzung von Corporate Social Responsibility. Das heißt übersetzt so viel wie „Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung“.

Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung?

Da kommt man vielleicht gleich schon zu Beginn ins Stolpern – SOLLTE DAS NICHT SELBSTVERSTÄNDLICH SEIN? Durch die Aufklärungsarbeit von NGOs und Schlagzeilen wie z.B. nach der Rana-Plaza-Katastrophe in Bangladesch wissen wir bereits alle die Antwort – das ist es leider nicht.

Nicht egoistisch Gewinn maximieren, sondern verantwortungsvoll handeln

Unternehmen haben bisher ihren Fokus stark auf die ökonomische Perspektive gelegt und ihren Erfolg fast nur an (vor allem kurzfristigen) finanziellen Kriterien gemessen. Da fiel Verantwortung für Mensch und Umwelt schnell mal unter den Tisch…

„Das trifft in der Gesellschaft als auch bei Mitarbeitenden [immer mehr] auf Widerstand. In Zeiten zunehmender Transparenz und globaler Vernetzung stellen sich die Anspruchsgruppen der Unternehmen als auch die Menschen darin, vermehrt die Frage nach dem „Sinn“ der Arbeit und der mittel- bis langfristigen Rolle des Unternehmens in der Gesellschaft. Dem Beitrag zu einer guten Gesellschaft. Eine reine „Profitorientierung“ als Selbstzweck überzeugt viele nicht mehr.“  

CSR und Geschäftsmodelle, P.Bungard, S.XIII

Die Frage nach dem Verantwortlichen

Doch wer ist inwiefern für welches Handeln und dessen Auswirkungen verantwortlich? Und was ist überhaupt gerecht? Das ist auch trotz neuen gesetzlichen Regulatorien wie z.B. dem Lieferkettengesetz gar nicht so einfach zu beantworten, da Produktions- und Handelsbeziehungen global und sehr komplex funktionieren.

„Ein einfaches Herrenoberhemd durchläuft 140 Schritte vom Baumwollfeld bis zum Bügel“ erklärt Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Textil- und Modeindustrie in einem Interview mit der Zeit im September 2020. Also inwiefern können Unternehmen hier für ihre (unterlassene) Sorgfaltspflicht überhaupt haftbar gemacht werden?

Die Antwort finden wir wahrscheinlich nicht allein in staatlicher Regulation – Vor allem, weil es neben dem Thema der Arbeitsbedingungen noch viele weitere Themen gibt, die zu einem „nachhaltigen“ Wirtschaften beitragen.

„Nachhaltiges“ Wirtschaften

Bereits die Autoren der Antike beschäftigten sich mit der Frage des nachhaltigen Wirtschaftens. Schon Aristoteles begründete im ersten Buch der Politik, dass das Wirtschaften keine eigenwertige und in sich selbst zweckhafte Sphäre, sondern Mittel zum guten und rechten Leben sei:

„[…] Nun ist aber offenbar, dass die Tätigkeit der Hausverwaltung ihre Bestrebungen in höherem Grade auf die Menschen als auf den leblosen Besitz richtet und mehr auf die Tugend der Menschen als auf die Anhäufung von Besitztümern.“ (Aristoteles, Politik)

Refokussierung auf alle drei Säulen der Nachhaltigkeit (Tripple Bottom Line)

Und nun kommen wir zur Antwort der eigentlichen Frage: Was hat CSR mit Nachhaltigkeit zu tun?

CSR hinterfragt als proaktiver und chancenorientierter Managementansatz Geschäftsmodelle ganzheitlich. Es geht auf alle drei Säulen der Nachhaltigkeit ein: Ökologie, Ökonomie und Soziales.

Mit CSR trägt die Wirtschaft einen freiwilligen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung bei, der über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht. Diese freiwillige Entscheidung und eine ganzheitliche Implementierung von CSR im Kerngeschäft ist sehr wichtig, damit Unternehmen wirklich nachhaltig agieren können.

Nachhaltigkeit ist nämlich kein Add-on, sondern ein Add-in.

Wie funktioniert die CSR-Analyse?

DIE eine CSR-Analyse gibt es nicht. Es gibt ganz verschiedene Modelle und Herangehensweisen, die individuell auf das Unternehmen zugeschnitten werden.

Natürlich hängen die Prozesse auch immer von den Menschen ab, die diesen begleiten. Also vor allem der Geschäftsführung, dem CSR-Manager in der Rolle des Moderators und dem CSR-Team. Wenn in dem Unternehmen ein bestimmtes Managementsystem bereits implementiert ist oder auch erst eingeführt werden soll, also z.B. ISO 14001 oder EMAS, dann orientiert sich die Analyse vor allem nach dessen Struktur.

In dem Zertifikatslehrgang der IHK, den ich belegt habe, habe ich gerne mit der dort vorgestellten „CSR-Roadmap“ von Thomas Walker gearbeitet. Aber auch ganz übliche Tools wie die SWOT-Analyse und dem Plan-Do-Check-Act-Zyklus den man aus dem KVP kennt, sind super hilfreich.  

Grob kann man den CSR-Prozess aber bei allen Modellen in drei große Etappen einordnen:

Get inspired!

  1. Über die Motivation klar werden
  2. Zusammenstellung eines Teams für die Berichterstattung und Aufstellung eines Zeitplans

Do the things right!

  1. Klärung, welche Werte das Unternehmen hat
  2. Vorhandenes Engagement sammeln und Ziele definieren
  3. Dialog mit Anspruchsgruppen, wie den Mitarbeitern, Geschäftspartnern und mit Nichtregierungsorganisationen, um die wesentlichen Themen des Unternehmens festzustellen
  4. Zusammenstellung von Daten/Informationen zu den wesentlichen Themen (Kerngeschäft), z. B. durch Fragebögen
  5. CSR in der Unternehmensstrategie verankern

Do the things right! (KVP / Dauerschleife)

  1. CSR-Prozesse etablieren
  2. Definition konkreter Ziele und Maßnahmen für das Unternehmen auf der Grundlage der Daten und der CSR-Strategie
  3. CSR-Maßnahmen implementieren und messen
  4. Überprüfung, inwieweit Ziele und Maßnahmen erreicht sind, und Erstellung des CSR-Berichts auf dieser Grundlage
  5. Transparent gegenüber Stakeholdern kommunizieren

Wie sieht ein CSR-Report aus?

CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG)

Der CSR-Report oder auch Nachhaltigkeitsbericht kann ganz unterschiedlich aussehen. Das hängt erst einmal davon ab, ob das Unternehmen überhaupt durch das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG) verpflichtet ist über nichtfinanziellen Leistungsindikatoren, die für die Geschäftstätigkeit von Bedeutung sind, zu berichten oder nicht.

Die EU-Richtlinie gibt keine expliziten inhaltlichen Vorgaben vor, jedoch grobe Eckpfeiler, wie z.B. die Darstellung von Konzepten der Organisation zur Überprüfung von sozialen, ökologischen und ökonomischer Prozessen in Hinsicht auf Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelange, sowie Menschenrechte und die Bekämpfung von Korruption und Bestechung.

Es muss allerdings nicht über alles berichtet werden: Also zum Beispiel Details, die ein Unternehmen aus Gründen des Wettbewerbs nicht nennen kann oder die nicht anwendbar sind, müssen nicht veröffentlicht werden. Dann ist jedoch eine Erklärung der Umstände notwendig („Comply or Explain“).

Ganzheitliche Betrachtung

Was auch ganz interessant ist: Wenn keine klare Strategie zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsbelange besteht, muss dies ebenso erklärt werden. Hieran sieht man wie das Gesetz auf die ganzheitliche Betrachtung von Nachhaltigkeit im Leitbild abzielt.

Nichtfinanzielle Erklärung oder nichtfinanzieller Bericht

Für die Form des Berichts gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder eine nichtfinanzielle Erklärung, das ist dann eine Erweiterung des Lageberichts im Geschäftsbericht oder ein nichtfinanzieller Bericht, also ein separater Nachhaltigkeitsbericht, der spätestens vier Monate nach Geschäftsjahresende erscheinen muss.

Für den Nachhaltigkeitsbericht gibt es die Möglichkeit sich für ein bestimmtes Rahmenwerk zu entscheiden. Das sorgt für einen gewissen Qualitätsstandard und macht die Berichte einfacher vergleichbar. Die gängigsten sind:

  • UN Global Compact
  • ISO 26.000
  • EMAS (Eco-Management and Audit Scheme)
  • Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI)
  • Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK)

Rechtliche Konsequenzen für Firmen, die zu CSR verpflichtet sind, aber dem nicht nachkommen

Je nach dem, ob das Unternehmen durch das CSR-RUG zur Berichterstattung verpflichtet ist oder sich freiwillig hierfür entscheidet, muss es bei nicht plausibler Erklärung oder überhaupt keinem Nachkommen der Berichterstattung mit rechtlichen Konsequenzen rechnen oder eben nicht. Das können dann schon mal Bußgelder in Höhe von bis zu 10 Mio. Euro, bemessen nach Umsatz und Gewinn sein.

Unter das CSR-RUG fallen alle großen kapitalmarktorientierten Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern (im Jahresdurchschnitt) und einer Bilanzsumme von über 20 Millionen Euro oder einem Umsatz von über 40 Millionen Euro. Außerdem Kreditinstitute, Finanzdienstleistungsinstitute und Versicherungsunternehmen. In Deutschland sind das etwa 300 Unternehmen, die durch das Gesetz verpflichtet sind zu berichten.

Familienunternehmen und Großunternehmen, die nicht kapitalmarktorientiert sind, sind nicht verpflichtet über ihre nichtfinanziellen Leistungsindikatoren zu berichten. Diese Regelung wird von den Grünen kritisiert.

Wer nutzt CSR-Analysen und wie geht es nach Fertigstellung der Reports weiter?

Die CSR-Analysen werden nach dem entwickelten bzw. angepassten Leitbild (Policy), vor allem im KVP (Kontinuierlichen Verbesserungsprozess) von dem Führungskreis, dem Controlling und dem CSR-Team genutzt und es wird, wie der Begriff schon zeigt, kontinuierlich daran weitergearbeitet.

Der Nachhaltigkeitsbericht wird in regelmäßigem, meist jährlichen oder zweijährigen Abstand veröffentlicht. Das ist sehr wichtig um Entwicklungen des Unternehmens im Hinblick auf Nachhaltigkeitsbelange messbar zu machen und transparent kommunizieren zu können.

Bei CSR geht es nämlich nicht um einzelne Nachhaltigkeitsmaßnahmen, die den Eindruck von Greenwashing wecken können, sondern um eine echte Querschnittsaufgabe!


Willst du mehr Input zu CSR?

Dann schau jetzt rein ins Gespräch mit Karin Nehls rund um die Frage: „Was macht eigentlich eine CSR-Managerin?“

Zum Weiterlesen

>