Bio Wein – Entscheidungshilfe

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Guten Wein trinkst und verschenkst du unglaublich gern. Jetzt suchst du Bio-Wein und überlegst: Wo kaufen? Online bestellen? Demeter oder eine andere Zertifizierung?

Und: Welche Aspekte sind –neben dem Geschmack natürlich– bei Bio-Wein wichtig?

In diesem Artikel nenne ich verschiedene Betriebe und verlinke sie. Dabei handelt es sich *nicht* um Auftragswerbung. Ich teile einfach meine persönliche Erfahrung & das Ergebnis meiner Recherchen mit dir.

Auf dass du tolle, neue Lieblingsweine entdeckst und dich schon bald mit einem Gläschen Bio-Wein guten Gewissens zurücklehnen kannst.

Hauptthemen:

Wenn du weitere Tipps brauchst (neben Wein): Konkrete Empfehlungen, wo du gute Dinge findest, habe ich in einer separaten Liste für dich zusammengestellt.

Auswahl an Wein im Bioladen

Bei einem meiner letzten Einkäufe im Bioladen habe ich interessehalber die Weine gezählt. Ich kam auf über 50 verschiedene Produkte.

  • Teste systematisch die verschiedenen Bio-Weine, die du in deinem Bioladen um die Ecke findest. Welche schmecken dir besonders gut?
  • Scanne die Bioläden in deiner Umgebung, die du im Alltag NICHT regelmäßig besuchst. Entdeckst du neue Bio-Weine? Teste systematisch weiter!

Weine aus dem Biosupermarkt sind leider meist eine anonyme Angelegenheit.

… Es sei denn, man recherchiert sich ganz konkret durchs Internet, durch Social Media und kann –mit viel Glück– die herstellenden Betriebe vor Ort besuchen.

  • Sieh es als langfristiges Projekt: Finde Weingüter, die dich interessieren, und besuche sie in den nächsten Monaten und Jahren vor Ort.
  • Fühl hin: Überzeugt dich, was du erlebst?
  • Nimm mit: Teste zuhause, welche Weine dir schmecken.

Was sich bewährt, darf bleiben. Halte fest an den Weinen und Weingütern, die dich überzeugt haben. Und falls die Betrieb nicht in deiner Nähe sind, bestellst du eben immer mal wieder Vorräte.

Bio-Wein bestellen

Viele Weingüter haben in den letzten Jahren begonnen, ihre Weine direkt zu vermarkten und über Online-Shops zu verkaufen. Dazu gehören speziell auch Winzer mit besonderem Augenmerk auf „bio“.

Einige „Ökos der ersten Stunde“ fahren schon lange die Selbstvermarktungs-Strategie und schicken ihre Bio-Weine direkt zu dir nach Hause.

Hallo Winzer*in! Die Menschen dahinter

Mir persönlich ist super wichtig, wer hinter einem Produkt steckt, mit welcher Einstellung und Liebe produziert wird. Hinter die Kulissen zu schauen und die Menschen hinter den Produkten kennenzulernen, das mache ich super gern.

Für Wein habe ich auf diese Weise meinen absoluten Lieblingsbetrieb gefunden.

Johannes Kiefer – Dieses Weingut am Kaiserstuhl leistet so viel mehr als „nur“ guten Bio-Wein

Bisher am aller-aller-allerbesten gefällt mir die Arbeitsweise und das herausragende Engagement des Teams vom Weingut Johannes Kiefer.

Im Mai 2020 habe ich mit meinem Mann den Betrieb am Kaiserstuhl besucht und auch die Anbauflächen ausführlich besichtigt.

Weinbau am Kaiserstuhl

Wer den Kaiserstuhl oder andere Regionen mit intensivem Weinbau kennt, hat sofort ein Bild im Kopf: Hänge und Terrassen wechseln sich ab, Weinreben in parallelen Reihen, dazwischen Grün – mehr oder weniger, je nach Niederschlagsmenge der letzten Zeit und abhängig vom Einsatz an Herbiziden.

Gespritzt werden nicht nur Herbizide, sondern auch Insektizide und Fungizide (Mittel gegen Insekten und Pilze). Ökologisch bedenklich sind außerdem chemisch-synthetische Dünger.

  • Herbizide = Mittel gegen Gräser, platt gesagt faulen die damit einfach weg und „stören“ nicht mehr.
  • Insektizide = Mittel gegen Insekten
  • Fungizide = Mittel gegen Pilze
  • chemisch-synthetische Dünger = Dünger, die den Pflanzen schnell Nahrung liefern, leider aber auch für Umweltschäden z.B. im Grundwasser sorgen und ENORM energieintensiv sind in ihrer Herstellung. Um 1 Liter Stickstoff zu produzieren, werden 2 Liter Erdöl verbraucht. (Quelle)

Klar, der Kaiserstuhl ist kein totes Monokultur-„Meer“ wie zum Beispiel die Mandelanbauflächen in Kalifornien, die du sicherlich von Bildern kennst.

In der Summe kommt in den vielen einzelnen, konventionell bewirtschafteten Weinbauflächen am Kaiserstuhl aber leider trotzdem eine beträchtliche Menge an Schadstoffen zusammen. So viel, dass zum Beispiel Naturschutzverbände Alarm schlagen – Und das nicht erst seit dem Volksbegehren Artenschutz, das durch die gemeinnützige Einrichtung proBiene initiiert wurde.

Für mich persönlich fühlt sich das nicht gut an. Und als gebürtige Kaiserstühlerin schmerzt mich das Wissen um die Situation dort um so mehr.

Mein persönlicher Traum ist es, nur Wein zu trinken, der

  • am Weinberg null Kontakt hatte mit Pestiziden,
  • so angebaut wird, dass Lebensräume für Bodenlebewesen, Insekten, Vögel und andere Tiere behutsam behandelt werden, neu entstehen können und sich ausweiten dürfen, und der
  • von Menschen produziert wird, die ich wenigstens ein Mal persönlich kennenlernen konnte und zu schätzen weiß.

Am Kaiserstuhl leistet das Weingut Johannes Kiefer genau das. Vielleicht findest auch du dort einen Wein nach deinem Geschmack? Du kannst das Weingut nach telefonischer Absprache selbst besuchen oder Weine im Online-Shop bestellen.

Wenn du online recherchierst nach dem Weingut Kiefer in Eichstetten am Kaiserstuhl, nicht verwirren lassen: Es gibt ein weiteres Weingut Kiefer in Eichstetten, zu dem ich dir leider keine genaueren Infos geben kann.

Das, von dem ich hier schreibe, ist das Weingut mit dem Wiedehopf-Vogel im Logo:

Das Weingut Johannes Kiefer ist online gut vertreten, du kannst

Demeter-Wein

Was macht Demeter-Wein aus?

Als Bioladen-Einkäufer*in und Konsument*in ist dir Demeter bekannt und du siehst es als Qualitätssiegel. Das ist auch gut so!

Demeter hat in vielerlei Hinsicht wunderbare und unterstützenswerte Ziele. Zum Beispiel der Fokus auf Humusaufbau und ein gesundes Bodenleben gefällt mir enorm gut.

Aber, ganz platt: Demeter ist nicht gleich Demeter. Die Betriebe müssen sich zwar alle an die Vorgaben des Anbauverbands halten, arbeiten aber selbstverständlich trotzdem individuell.

Wie in allen Lebensbereichen dürfen wir uns nicht einfach blind auf Siegel verlassen.

Viel besser ist es, sich selbst ein Bild zu verschaffen. Bei Wein geht das ziemlich gut, wenn du dich langsam vorantastest und dir Zeit nimmst. Das Genießen gehört beim Wein ja ohnehin dazu!

Übrigens: Demeter-Wein wird nicht unbedingt als solcher bezeichnet. Gängig ist auch die Beschreibung „biologisch-dynamisch“ oder kurz „biodynamisch“.

Auf den Flaschen selbst erkennst du Demeter dagegen leicht: Das Logo sitzt vorne, mittig, oben und leuchtet orange.

Sind Pestizide im Demeter-Weinbau erlaubt?

Dazu schauen wir in die Demeter-Richtlinie, und zwar zuerst ins Kapitel „8.11. Wein, Sekt und Perlwein“. Die Angaben hier beziehen sich auf die Arbeitsschritte von der Traube bis zum Wein.

Unter „8.11.3. Zutaten und Zusatzstoffe“ ist zu lesen:

„Es sind ausschließlich Trauben aus anerkannt Biologisch-dynamischer Erzeugung zu verwenden.“

Demeter-Richtlinien, 8.11.3 (2)

Wir wissen jetzt, dass nur Trauben aus biodynamischem Anbau verwendet werden dürfen. Das ist super, weil konsequent (es könnte ja auch lauten: „mindestens 85%“, dann hätten wir einen Rest, den wir nochmal separat betrachten müssten).

Und wie ist’s bei Demeter-Trauben: Dürfen hier Pestizide verwendet werden?

Generell findet sich das Wort „Pestizide“ nur 1x in den gesamten Demeter-Richtlinien, und zwar unter

„Um eine gleichbleibend hohe Qualität von Demeter-Produkten zu gewährleisten, sind regelmäßige Analysen hinsichtlich der Verunreinigung von Rohstof-fen und Produkten mit chemisch-synthetischen Pestiziden, als auch auf gentechnisch veränderte Organismen zu beauftragen. Behördliche Hinweise und Verstöße gegen Rechtsnormen im Allgemeinen sowie Verstöße gegen die europäischen Rechtsnormen des ökologischen Landbaus im Speziellen sind der Zertifizierung innerhalb eines Werktages mitzuteilen.“

Demeter-Richtlinien, 3.4.4.1. Rückstände und Qualitätsmängel im Allgemeinen

Diesen Abschnitt verstehe ich so, dass die Grenzwerte für Schadstoffe in Demeter-Produkten die selben sind wie in Produkten mit EU-Bio-Siegel.

Die Richtlinien sind insgesamt sehr „positiv“ formuliert. Es geht, scheint mir, vielmehr darum, ein ideales Zielbild zu beschreiben, und weniger um die Formulierung von Verboten etc.

Das entspricht natürlich dem Menschenbild in der Anthroposophie: Wir Menschen sind mündig –jede*r Einzelne–, wir denken selbstständig und handeln frei.

Super, aber als Konsumentin hätte ich es trotzdem gerne konkreter! Du auch?

Springen wir also rüber ins Kapitel „7.11. Garten-, Obst- und Weinbau“. Leider finden sich auch hier keine ganz konkreten Angaben, ob und wie viel von welchem Mittelchen gespritzt werden darf.

Im Anhang 2 werden wir endlich fündig. Positiv sind wieder die einführenden Zeilen:

„Die Verwendung der hier aufgeführten Mittel soll nur erfolgen, wenn mit den biologisch-dynamischen Maßnahmen (z. B. rhythmisches Spritzen von Hornkiesel bei Insektenbefall, Veraschung) der Schadorganismenbefall nicht unter Kontrolle gehalten werden kann. Eine mögliche Gefährdung der Nützlingspopulation ist besonders zu beachten.“

Demeter-Richtlinien, Anhang 2

In einer Tabelle wird dargestellt, welche Wirkstoffe eingesetzt werden dürfen. Weinreben sind Dauerkulturen, somit darf bei diesen z.B. eingesetzt werden:

  • bis 3 kg Kupfer pro Hektar und Jahr
  • Paraffinöl, mit schriftlicher Empfehlung der Obstbau-Beratung
  • Schwefelkalk

Sind das Pestizide?

„Pestizid ist eine aus dem englischen Sprachgebrauch übernommene Bezeichnung für Chemikalien und Mikroorganismen, mit der als lästig oder schädlich angesehene Lebewesen, Viren und Viroide getötet, vertrieben oder in Keimung, Wachstum oder Vermehrung gehemmt werden können. […] Als Pestizid nach heutigem Verständnis werden sämtliche Pflanzenschutzmittel und sonstige Mittel zur Schädlingsbekämpfung aufgefasst.“

de.wikipedia.org/wiki/Pestizid

Demeter-Wein kaufen – nur wo?

In den meisten Bioläden findest du eine kleine Auswahl an Demeter-Weinen. Scanne die Bioläden in deiner Umgebung und teste die Weine!

Vielleicht gibt’s in deiner direkten Nähe ein Demeter-Weingut, das du persönlich besuchen kannst. Der Demeter-Bundesverband pflegt eine Online-Karte, auf der die Demeter-Weingüter markiert sind. Wirst du fündig?

Demeter-Weingut Frank John in der Pfalz

Tochter Dorothea John verriet mir vor über drei Jahren, wie sie für mehr Fruchtbarkeit in ihrem Gartenboden sorgt. Auch in den Reben ist dem Familienbetrieb ein behutsamer Umgang wichtig.

Verschaff dir einen ersten Eindruck über Instagram. Einen Online-Shop gibt’s nicht, auf der Seite findest du aber zahlreiche Händler*innen in ganz Deutschland.

Wein bestellen in Demeter-Qualität

Natürlich kannst du Demeter-Weine auch bestellen. Beispielsweise hier:

  • Weingut Fuchs-Jacobus, an der Nahe
  • Weingut Zwölberich, an der Nahe
  • bei einzelnen Weinen der Fattoria La Vialla ist das Demeter-Logo zu sehen – wenn dir die Zertifizierung wichtig ist, achte jeweils auf die Etiketten

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